Hohes Niveau an Gesangskultur (Main-Post, 29.04.2013)
Das Collegium Vocale Carlstadt unter der Leitung von Manfred Goldkuhle eröffnete den Reigen mit Josef Gabriel Rheinbergers „Gloria“ aus der Missa in F-Dur, sodann mit der Melodie „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ von Richard Schömig, gesetzt von Gregor Frede, mit dem Chorsatz „Segen will uns tragen“ von Lorenz Maierhofer und dem „Sei stille dem Herrn“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Dieser kleine Chor gestaltete jene gefällige Musik textorientiert verhalten bis maßvoll emphatisch, angeregt von der inspirierenden Zeichengebung des Dirigenten, deutlich artikuliert und im Ausdruck dem Stil dieser Musik einfühlsam angemessen.
Der Männerchor des Gesangvereins 1862 Thüngersheim steht unter neuer Leitung. Volker Hagemann hat sich die ausgewogene, in der Lautstärke niemals ausufernde Gesangspraxis seines Vorgängers zu Herzen genommen und feinsinnig das „Salve Regina“ von Franz Schubert, das „Ave Maria“ von Franz Biebl und das konventionell angelegte „O magnum mysterium“ des 1943 geborenen Morten Lauridsen mit behutsam warmer Ausstrahlung vorgetragen.
Die dezent gesetzten a-cappella-Stücke begeisterten durch die reine Intonation und die Transparenz des Zusammenklangs. Keine schwere Zunge belastete die geschmeidig fließende Darbietung, keine raue Stimme ragte heraus und ruhig ausschwingende Bögen markierten den Gesamteindruck dieses musikalisch disziplinierten Chorgesangs.
Ein stattliches Ensemble stellt der Würzburger Valentin-Becker-Chor unter der Leitung von Elisa Krüger dar, die in einer kurzen Partie auch als Sopransolistin eine gute Figur machte. Exzellent deklamierte dieser Chor mit nicht zu lautstarkem Volumen, vertraute auf die Kraft des Wortes bei struktureller Durchsichtigkeit, ging emotional angeglichen an die Textinhalte der Messteile heran. Am Klavier begleitete Lukas Höfner subtil und ausgefeilt in den dynamischen Stärke-graden.
Organist Martin Wetterich stimmte mit einer eigenen Fantasie in die Konzertfolge ein, orientiert am Stil der französischen Orgelmusik, präzise ausgeführt mit wohlklingender Registrierung und locker geführtem Rhythmus. Dies gelang ihm auch in einer Triosonate des Bach-Zeitgenossen Georg Andreas Sorge.
(Klaus Linsenmeyer, Main-Post, 29.04.2013)