Musikalische Reise durch Länder, Klänge und Kulturen (Main-Post, 10.07.2019)
Innovative Aufführungsmöglichkeiten
Im subtilen und feinen Zusammenspiel von Harfe, Hörnern, Tanz, Solo- und Chorgesang wurden neue innovative Aufführungsmöglichkeiten für Chormusik dargeboten. Die am Anfang erklungenen Lieder für Frauenchor von Brahms boten mit Hörnern und Harfe Herzschmerz und Sagenstoff in konventionell gestrickter Vertonung. Die anspruchsvollen Passagen wurden vom Chor über weite Strecken geschickt manövriert und bewegten die Zuhörer, die diese Stücke mit spontanem Applaus bedachten. Mit Gustav Holsts Vertonungen seiner „Choral Hymns from the Rig Veda“ über hinduistische Gebetstexte wurde musikalisches sowie inhaltliches Neuland betreten. Die von Chorleiter Rudolf W. Haidu arrangierten Hymnen wurden durch fesselnden Ausdruckstanz von Amelie Schuppan begleitet, deren mitreißende Choreographie begeisterte. Die semiprofessionelle Tänzerin Schuppan ließ durch galante Bewegung, wirbelnden Tanz und elegante Grazie die hinduistische Götterwelt in ihrer Dynamik und Buntheit im Konzertsaal auferstehen.
Spannungsgeladene Dynamik
Mit Stefanie Wagner und Stefan Schneider traten wie gewohnt hochkarätige Solisten auf und interpretierten Stücke aus Schumanns Dichterliebe melancholisch feinfühlig und überzeugend. Mit faszinierender Präsenz und spannungsgeladener Dynamik selbst in den leisesten Passagen, kristallklaren Sopran-Höhen ebenso wie beeindruckend kraftvollen Tenorstücken verstanden die beiden das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
Ein weiterer Glanzpunkt des Programms bestand in dem Harfen-Solo der jungen Harfinistin Luiza Mattoso. Mit feinfühliger Virtuosität interpretierte sie „Le Rossignol“ von Franz Liszt nach Aleksandr Alyabyev. Klangkaskaden und fein flirrende Töne wie Staub im Sonnenlicht, schwerelose Klänge, jedoch nicht ohne Gewicht machten die Darbietung zu einem Genuss.
Spontaner Applaus
Auch Jakob Hutterers gefühlvolle Horn-Begleitung von Stefanie Wagner bei „Auf dem Strom“ von Franz Schubert sowie die kräftig schmetternden Töne zusammen mit Antje Warratz bei Webers „Jägerchor“ aus dem Freischütz faszinierten die Zuhörer. Ebenso die Männerstimmen des Valentin-Becker-Chors, die die bekannte Melodie mit viel Engagement und Verve schwungvoll vortrugen, unterstützt von der dynamisch wunderbar präsenten Pianistin Amelie Warner am Flügel, und dafür spontanen Applaus ernteten.
(Main-Post, 10.07.2019)