Unbeschwerte Sangesfreude in frühlingshafter Frische (Main-Post, 26.03.2012)
Den Darbietungen mangelte es weder an angemessenem Einfühlungsvermögen in die zumeist volkstümlichen Weisen noch an der unverbrauchten Qualität des Stimmmaterials, darunter eine erfreulich junge Schar, welche die Vorträge gehörig munter aufpolierte. Unter dem Motto „Singe wem Gesang gegeben“ verteilten die verschieden stark besetzten Chöre einen bunten Strauß eingängiger Melodien, in einer Mischung aus Nostalgie, Evergreens, Filmmusik und Volksliedern. Alle Chöre zeigten gute Schulung, Disziplin und ein überzeugendes Engagement aus Liebe zum Gesang.
Am beeindruckendsten stellte sich das Melomania Helmstadt-Vocalensemble dar. Vom Flügel bewahrte sein Leiter Johannes Klüpfel diesen stattlichen Chor aus überwiegend jungen Sängerinnen und Sängern im rechten Lot. In strahlender Laune und sehr bewegt gaben diese locker geführten Stimmen ihr Bestes. „Gabriellas Song“ von Stefan Nilsson entzückte ebenso wie der irische Folksong „The Spanish Lady“. In auch körperlich wiegender und wogender Begeisterung gelang diesem Ensemble ein wahres Highlight.
Die anderen Chöre brauchten sich dahinter nicht zu verstecken, sie gaben ihr Möglichstes, wirkten doch ihre Darbietungen ebenfalls unangestrengt und dem jeweiligen Liedstil angepasst. Der WVV-Männerchor unter Martin Röder ließ zu Beginn mit Hermann Dostals „Fliegermarsch“, dem Lied „Pferde zu vieren traben“ und „Teure Heimat“ durch ihren schön abgerundeten Männergesang aufhorchen, in den höheren Lagen weich angestimmt, einfühlsam in der Lautstärke, ansonsten humorvoll und flott.
Der GV Thüngersheim-Frauenchor unter Marcel Estermann betörte durch seine netten Stimmen, die angenehme Singweise und durch sein elastisches Rhythmusgefühl. Mit geschmeidiger Kehle fanden sie sich in den Beatles-Song „Blackbird“, in Max Raabes „Klonen kann sich lohnen“ und den Evergreen-Beitrag „Irgendwo auf der Welt“ der Comedian Harmonists stilistisch gut ein.
Mal besinnlich, mal forschDer MV Rimpar-Männerchor unter Jörg Hofmann legte sich mal stramm mal besinnlich, mal frisch und forsch sangesfroh ins Zeug. Die Liedsätze „Auf der Straße“ von Robert Pappert, „Liebe ist unendlich“ von Manfred Bühler und das israelische Volkslied „Du allein bist für mich richtig“ brachte dieser Chor ausgewogen im Klangbild, rhythmisch wendig und in der Aussprache deutlich, sowie je nach Charakter getragen nachdenklich oder herzhaft lebendig zur Wiedergabe.
Die WVV-Singers präsentierten sich auch als gemischter Chor, nochmals unter der Leitung von Martin Röder. Die böhmische Musikantennatur des Bedrich Smetana tat sich kund im „Chor der Landleute“, präzise und präsent in der Ausdrucksweise, sodann mit dem bekannten Lied „Sag beim Abschied leise Servus“ in der Bearbeitung von Otto Groll.
Der MV Rimpar-Frauenchor sang unter seinem Leiter Jörg Hofmann intonationsrein, in den Worten klar und verständlich Andrew L. Webbers „Memory“, Reinhard Meys „Über den Wolken“ und „Abendruhe“ von Wolfgang Amadeus Mozart.
Nicht ganz überzeugte anschließend der aus den Frauen- und Männerstimmen des MV Rimpar zusammengestellte Projektchor, an dem noch einige Zeit gefeilt werden muss. Der große Valentin Becker Chor Würzburg unter Elisa Krüger beeindruckte durch eine Reihe tschechischer Volksweisen von Antonin Dvorak, darunter „Wenn du fortgehst“ und „Abendsegen“. Der Chor fühlte sich angemessen in das romantische Flair dieser Musik ein und umging mit hellwachem Impetus jegliche volkstümelnde Gefühligkeit.
Georg Viering hatte die Gesamtleitung und Moderation des Konzertes übernommen und animierte zwischendurch die Zuhörer zum frohen Mitsingen des Kanons „Wenn der Frühling kommt“. Als sichere Begleiter am Flügel mit dynamisch abwechslungsreichem und technisch ausgefeiltem Anschlag wirkten Dominik Tremel und Marie Sophie Goltz.
(Klaus Linsenmeyer, Main-Post, 26.03.2012)